Am Anfang spielt der Narzisst Mr.Perfect
Ein Traum scheint wahr zu werden! Mr.Perfect, oder sollte ich besser sagen Prinz Charming, betritt die Bühne und erobert im Sturm das Herz der Prinzessin. Er vergöttert seine Angebetete, gibt ihr das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Die Prinzessin glaubt, sie habe endlich die große, wahre Liebe gefunden. Sie schwebt auf Wolke 7. Was für ein Mann! Er hält ihr die Tür auf, hilft ihr in den Mantel, holt sie ab und bringt ihr Frühstück ans Bett.
Mit der Zeit entwickelt sich aus der anfänglichen Liebelei eine romantische Beziehung und im Laufe übernimmt Mr. Perfect immer mehr das Ruder. Er erledigt hier und da ungefragt ein paar Dinge für die Prinzessin, die sie auch gern selbst erledigt hätte. Aber sie lässt es zu und verbucht es als Hilfsbereitschaft. Der Himmel hängt immer noch voller Geigen. Die Prinzessin schwört sich, diesen Mann nie mehr zu verlassen. Nie wieder würde sie auf so einen charismatischen Gentleman treffen, der sie für das liebte, was sie ausmachte.
Die rosarote Welt bekommt Risse
Die anfängliche wunderschöne Symbiose raubt der Prinzessin den Atem. Sie wollte wieder ein bisschen leben außerhalb der kreierten Glaskugel. Es gab Momente, in denen hatte sie das Gefühl, dass Mr.Perfect sie nicht verstehen wollte. Kontroverse Ansichten erwiesen sich schwierig in der Partnerschaft. Jede Meinung fasste er als Kritik an seiner eigenen Person auf und bezeichnete die Prinzessin als undankbar und egoistisch. War es so verwerflich eine andere Sichtweise zu vertreten als der Partner?
Die Flitterwochen sind vorbei!
Irgendwie schien die Beziehung in eine Schieflage zu geraten. Aus der anfänglichen Euphorie blieb statt Himmel hoch jauchzend immer mehr zu Tode tief betrübt. Die Prinzessin hatte den Eindruck mehr Falsches zu tun und ihr geliebter Prinz Charming entpuppte sich zu einem Grinch.
Wo war Mr.Perfect?
Was passiert hier gerade? Wieso ist denn alles mehr schwarz als weiß? Warum dreht sich immer als um die Schuldfrage? Weshalb sind Vorwürfe an der Tagesordnung? Wann hat sich das Blatt gewendet?
Lovebombing bis zur Abhängigkeit
Was die Prinzessin nicht wusste, dass sie das Opfer einer Lovebombing Attacke eines Narzissten wurde. Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Macht und Kontrolle! Etwa ein Prozent der Bevölkerung hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Narzissten folgen in ihren Beziehungen immer einem bestimmten Schema. Sie suchen sich gezielt ihre Opfer aus. Sie sind Meister der Manipulation und das macht sie auch so gefährlich für ihre Mitmenschen.
Lovebombing ist eine Methode des Narzissten, um deine Urteilskraft zu trügen, sodass du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst. Ähnlich wie in einer Sekte wird freundlich gelockt und manipuliert, bis du ein folgsamer Lemming bist. Die absolute Abhängigkeit ist das Ziel.
In der Phase des Lovebombings tendieren Narzissten dazu, ihre Opfer zu spiegeln. Die Person, in die du dich verliebt hast, existiert eigentlich gar nicht. Der Traumpartner ist im wahrsten Sinne des Wortes nur eine Fiktion. Sobald das Lovebombing effizient war, geht es in die Abwertungsphase. Es ist ein systematischer emotionaler Missbrauch, bei dem das Opfer so stark manipuliert wird, dass es an seiner eigenen Wahrnehmung zweifelt. Man hat im wahrsten Sinne des Wortes das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
Was du wissen solltest! Ein Narzisst empfindet keine Empathie und um seinen Selbstwert zu regulieren, braucht er dein Leid und deinen Schmerz!
Narzissten leben vom Drama. Sie sind meisterhafte Verdränger ihrer Minderwertigkeitskomplexe und können das nur kompensieren durch Bewunderung und ihrer Machtspiele.
Falsche Liebe, nur ein Trauma
Die Phasen des Lovebombing und der Abwertung wechseln sich ab – was dazu führt, dass eine Art Traumabindung beim Opfer entsteht. Dies kann man als eine Art Stockholmsyndrom bezeichnen. Die betroffene Person sieht das große Ganze nicht und ist eingenommen vom Narzissten, dass sie sich nicht loslösen kann. Sie findet immer wieder Ausreden und Erklärungen für das missbräuchliche Verhalten.
Du gehörst mir bis zum bitteren Ende
Die Beziehung mit einem Narzissten ist fordernd und auslaugend. Wenn es nichts mehr gibt, was für ihn vom Nutzen sein könnte, wird er dich fallen lassen. Fühlt er sich jedoch bedroht oder gekränkt von dir, wirst du eine neue Facette kennenlernen. In seiner narzisstischen Wut ist seine Mission deine Vernichtung.
Am Ende bleibt das Trauma
Am Ende der Beziehung ist es nicht der Liebeskummer, der schmerzt. Die innere Leere, Schlaflosgikeit, rasende Gedanken, Albträume und Panikattacken sind es, die dir unter Umständen zu schaffen machen. Man spricht auch von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es ist vergleichbar mit einem kalten Entzug.
Jedes Wesen hat viele facettenreiche Anteile und Charaktereigenschaften, die die Persönlichkeit ausmachen. Nichtsdestoweniger ist das Selbstwertgefühl bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt. Ein minderer Selbstwert ist für Narzissten das perfekte Opfer. Unbewusst bestrafen die Opfer sich selbst in der Annahme, es nicht besser verdient zu haben.
KLARSTELLUNG: Emotionaler Missbrauch und psychische Manipulation sind nicht leicht zu verarbeiten und brauchen Zeit, um die Seele genesen zu lassen. Es können im Außen immer mal wieder Flashbacks kommen, verursacht durch bestimmte Situationen. Für Außenstehende kann die Reaktion des Betroffenen unverständlich erscheinen. Um so wichtiger ist es, Ruhe zu bewahren und Verständnis entgegenzubringen.
Der Narzissmus als Persönlichkeitsstörung ist therapeutisch behandelbar, aber es ist äußert schwierig, mit diesen Personen zu arbeiten aufgrund ihrer Charakterzüge. Zudem ist es sehr selten, dass ein Narzisst sich psychologische Hilfe holt und diese konsequent nutzt, um heilen zu dürfen. Die meisten sind sich nicht bewusst narzisstisch zu sein, obwohl sie spüren, dass etwas nicht stimmt.
